Alpakas gelten als gemütliche Tiere, als ruhig und sozial sensibel. Sie können auch spucken, tun das normalerweise aber nur unter sich: Wenn sie Konflikte austragen, zum Beispiel beim Festlegen der Rangordnung. 


Voll im Trend: Alpaka-Trekking und Alpaka-Wandern 


Mit ihrem markanten Wuschelkopf kann man sie lustig finden oder einfach nur niedlich – gern haben muss man sie allemal. Aus den südamerikanischen Anden stammend, vermitteln sie auch einen Hauch Exotik. Das ist vermutlich mit ein Grund, weshalb es seit einigen Jahren immer mehr Angebote gibt für Ausflüge nicht mehr nur mit Pferden, Ponys oder Eseln: Alpaka-Trekking und Alpaka-Wanderungen sind zu einem Trend geworden. 


Aufgenommen haben diesen Trend nicht nur Familien mit Kindern, sondern auch Erwachsene, die dem Alltag entfliehen und als Ausgleich etwas in der Natur erleben wollen. Mit einer Alpaka-Wanderung lassen sich auch ein Grill- oder Fondue-Event, ein After-Work-Anlass, ein Yoga-Kurs oder Schulausflug verbinden.


Wie reagieren Wandernde auf Alpakas?


Menschen, die an einem ausgedehnten Spaziergang oder an einer Wanderung mit Alpakas teilgenommen haben, sind oft begeistert. Man lasse den Alltagsstress hinter sich, sagen sie, weil die Tiere einen dazu zwingen, sich Zeit zu lassen. Man passe sich dem Tempo, der Ruhe und Gelassenheit der trödelnden Tiere an. Das wirke wie Wunder – entschleunigend. 


Alpaka-Wandern ist demnach mehr als nur ein Trend: Es fördert auch die Gesundheit. Angeblich passt sich sogar die Pulsfrequenz von Alpakas und ihren Begleitern während einer Wanderung an. «Durch Studien belegt ist das nicht», sagt dazu die Psychologin Karin Hediger, die sich an der Universität Basel mit tiergestützten Interventionen befasst. Das bedeute allerdings nicht, dass der Befund falsch sei: «Freizeit-Wanderungen mit Tieren sind wissenschaftlich schlicht noch zu wenig erforscht.»


Alpaka-Wandern ist demnach mehr als nur ein Trend: Es fördert auch die Gesundheit.

Tiere wirken körperlich, mental und sozial


Karin Hediger erzählt, dass Tiere auch zu Therapiezwecken eingesetzt wurden, bevor sich Forschende mit dem Thema beschäftigten. Heute werden Tiere oftmals in klassischen Therapiesituationen als ergänzendes Element eingesetzt, um bei Patientinnen und Patienten positive Reaktionen hervorzurufen, ungeahnte Fähigkeiten in ihnen zu wecken und zu fördern. In eigenen Studien mit Menschen, die eine schwere Kopfverletzung erlitten hatten, konnte sie in den vergangenen Jahren nachweisen, dass Begegnungen mit Hunden, Schafen oder Minischweinen positive Effekte auf das soziale und emotionale Verhalten der untersuchten Personen hatten: «Sie interagieren und lachen mehr, wenn sie mit Tieren zusammen sind», sagt die Psychologin. 


Auch die Anthrozoologie – die Forschung zu den Mensch-Tier-Beziehungen im Allgemeinen – ist erst in den 1980er-Jahren entstanden. Seither konnte eine Fülle von Beobachtungen wissenschaftlich erhärtet werden: So helfen in gewissen Situationen bereits die Anwesenheit von Tieren und vor allem das Streicheln, den Blutdruck und die Herzfrequenz der Menschen zu senken. Es werden Hormone freigesetzt, die dem Gehirn Ruhe und Glück signalisieren. Hinzu kommt, dass namentlich Haustiere, deren Zuneigung von Natur aus spontan und bedingungslos ist, sich wohltuend auf das emotionale Befinden auswirken.


So helfen in gewissen Situationen bereits die Anwesenheit von Tieren und vor allem das Streicheln, den Blutdruck und die Herzfrequenz der Menschen zu senken.

Alle diese Effekte sind auch in Anwesenheit von Alpakas zu erkennen. Wobei zu beachten ist, dass die sozial sensiblen Alpakas nicht nur Herden-, sondern auch Fluchttiere sind. Ruckartige Bewegungen und schrille Laute können sie verschrecken. Und sie mögen es nicht sonderlich, angefasst zu werden.


Alpaka-Wanderungen mit der Familie Herrmann 


In Flumenthal (SO) ist die Familie Herrmann zuhause. Mit drei Lamas, einer Handvoll Eseln und – vor allem – 18 Alpakas. Ob Winter oder Sommer: Die Familie bietet mit «Alpaka-Trekking am Berg» kurze Spaziergänge und längere Wanderungen an. Meistens sei sie als Begleiterin dabei, sagt Barbara Herrmann, die Mutter der Familie. Ehemann Martin und die Kinder Christoph (32) und Kevin (29) beteiligten sich bei längeren Touren und zum Vorbereiten von Fondue- oder Grillplätzen.

Barbara Herrmann ist Kaufmännische Angestellte und passionierte Alpaka-Wanderin, seit 2009 als Teil des Familienunternehmens «Alpaka-Trekking am Berg».

Frau Herrmann, wie lange dauert eine Wanderung mit Ihnen und Ihren Alpakas?

Wir richten uns nach den Wünschen unserer Kundschaft. Mindestens eine Stunde sind wir jedoch immer unterwegs, am häufigsten zwei Stunden. Trekking-Touren, etwa der Jurakette entlang, sind normalerweise Ganztagesausflüge. Das Erlebnis mit den Tieren ist intensiver, wenn man sich viel Zeit nehmen kann.

Sind Alpakas überhaupt ausdauernd genug für längere Wanderungen?

Auf einem Tagesausflug legen wir auch mal mehr als 10 km und 400 Höhenmeter zurück. Das sind für Alpakas gut erträgliche Distanzen. Vor allem aber sind wir gemütlich unterwegs und machen immer wieder Pausen, damit die Tiere etwas fressen können. Wenn sie damit beschäftigt sind, lassen sich Alpakas übrigens am besten streicheln.

Warum ist Alpaka-Wandern so beliebt?

Die Menschen wollen die Natur geniessen, eine Tour mit Alpakas verbindet so einen Aufenthalt noch mit einem speziellen Erlebnis. Hinzu kommt, dass infolge der Coronapandemie viele Menschen wieder schätzen gelernt haben, etwas «zuhause» zu unternehmen.

Und der gesundheitliche Aspekt?

Sich draussen in der frischen Luft bewegen, etwas für den Körper tun, den Kopf durchlüften, das sind ebenfalls Motive, die unsere Kundschaft zu uns führen. Ich kann jedenfalls bejahen, dass man unterwegs mit den Alpakas ruhiger wird. Man passt sich unweigerlich dem Tempo und dem Wesen der Tiere an. Sie dürfen das gerne auch «entschleunigen» nennen.

Welche Kundenerlebnisse sind für Sie speziell?

Wir besuchen mit den Alpakas auch Alters- und Pflegeheime für Menschen mit Demenz. Es ist schön zu beobachten, wie aktiv diese auf die Tiere reagieren. Und umgekehrt, wie sich die Tiere den Menschen anpassen. 

Dann gibt es immer wieder Kinder, die anfangs sehr ängstlich sind, sich im Laufe einer Wanderung aber den Tieren annähern und schliesslich sogar selbst ein Alpaka führen.

Alpakas machen glücklich. Für viele Wandernde ein Höhepunkt ist, ein Alpaka selbst an der Leine zu führen. Fotos: zvg Alpaka-Trekking am Berg

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