Dr. Andreas Krafft, was bedeutet Hoffnung?
Wenn wir hoffen, streben wir nach mehr, nach einem besseren Zustand. Die Hoffnung ist Teil einer vorwärts gerichteten Perspektive, mit der wir aktuelle Lebensumstände ernst nehmen – aber offen bleiben für zukünftige Möglichkeiten. Die meisten von uns hoffen auf die Erhaltung der Gesundheit, auf eine glückliche Familie oder Partnerschaft, auf gute Beziehungen mit anderen, auf Selbstbestimmung und auf eine sinnvolle Aufgabe im Leben. In schweren Zeiten stärkt Hoffnung unsere Willenskraft.
Was können wir dafür tun, dass sich Hoffnung erfüllt?
Selbst aktiv werden! Die eigenen Fähigkeiten einsetzen – oder die Hilfe anderer annehmen, um ein Ziel zu erreichen. Wichtig sind dabei unsere Gedanken und verinnerlichten Glaubenssätze: Wir können voller Sorge in die Zukunft schauen – oder wir nehmen eine positive Haltung ein. Und dann erkunden wir mit unserer Vorstellungskraft, was wir im Leben bewirken können.
Die Hoffnung regt uns also an, kreativ und konstruktiv zu denken?
Eine positive Veränderung geschieht zuerst im Kopf und danach in den Taten. Mit der Energie der Hoffnung gestalten wir unser Leben so, wie wir es uns wünschen, und entwickeln unsere eigenen Fähigkeiten weiter. Unser Horizont wird breiter, wir sind offen für neue Ideen, die wir häufig zusammen mit anderen Menschen verwirklichen können. Grundsätzlich hat Hoffnung für mich immer auch mit Gemeinschaft zu tun. Wer anderen hilft oder sich für etwas Sinnvolles engagiert, geht eindeutig hoffnungsvoller ins Leben.
Ein wenig Mut gehört dann auch dazu, oder?
Ja, es tut uns gut, immer wieder die Komfortzone zu verlassen. Sich zu trauen, etwas auszuprobieren. Wer eine Herausforderung findet, hofft auch wieder. Dabei ist es wichtig, negative Gefühle wie Frustration und Niedergeschlagenheit zu überwinden. Auch wenn manche unserer Erwartungen enttäuscht werden – was ja öfter einmal der Fall ist – liegt die Macht der Hoffnung darin, dass wir immer wieder neuen Sinn im Leben finden können.
Wer eine Herausforderung findet, hofft auch wieder.
Kann die Hoffnung unsere Gesundheit beeinflussen?
Tatsächlich ist die Hoffnung eine Willenskraft, die sich körperlich positiv auswirkt. Zahlreiche Untersuchungen haben die verblüffende Wirkung der Psyche und der mentalen Balance auf das Immunsystem und andere biologische Funktionen nachgewiesen. Regelmässig sind positive Gedanken an einer Heilung oder einem erfreulichen Krankheitsverlauf beteiligt. Für Erkrankte ist die Hoffnung so etwas wie ein Leuchtturm, der im Sturm Halt und Orientierung bietet.
So nutzen Sie die Kraft der Hoffnung
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Hoffnungsquellen ausschöpfen
Schöne Erlebnisse in der Natur, das Zusammensein mit Familie oder Freunden, berufliche Erfolge, ein Ehrenamt oder Freude an körperlicher Bewegung: Nutzen Sie all das als Quellen, aus denen Sie Hoffnung schöpfen.
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Aufbruch statt Stillstand
Nehmen Sie das Steuer in die Hand, wenn Veränderungen anstehen. Fokussieren Sie sich auf Dinge, die Sie selbst beeinflussen oder tun können.
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Glaubenssätze ändern
Was wir von der Welt und uns selbst glauben, löst Gefühle, Handlungen und Reaktionen aus, die unsere Zukunft formen. Trennen Sie sich von negativen Glaubenssätzen wie «Das schaffe ich nie». Denn: stimmt das überhaupt? Sagen Sie lieber «Ich versuche es».
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Zuversichtlich Pläne schmieden
Nichts motiviert so wie ein selbst gestecktes Ziel oder eine Aktivität, auf die wir uns freuen. Tragen Sie Termine in den Kalender ein, haken Sie erreichte Zwischenschritte ab. Schauen Sie mit Stolz zurück auf Meilenstein, die Sie schon erreicht haben – und dann wieder optimistisch nach vorn.
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Gemeinschaft suchen
Hoffnung ist nichts, was wir im Alleingang können. Der grösste Feind der Hoffnung ist die Einsamkeit. Sprechen Sie mit Ihren Liebsten über Ihre Sorgen. Und schauen Sie sich um: Wer könnte Ihre Hilfe gebrauchen?
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Achtsam geniessen
Freuen Sie sich über selbst gebackenes Brot, eine herzliche E-Mail oder das bunte, raschelnde Herbstlaub unter Ihren Füssen. Auch kurze Momente, die wir mit allen Sinnen geniessen, füllen unsere Energiereserven auf und verdrängen negative Gedanken.