«Dävu, Dävu!» Seinen Namen aus der Fankurve tönen zu hören, gibt Torhüter David von Ballmoos jedes Mal einen besonderen Kick. Der 28-Jährige hofft darauf, dass er bald wieder im Stadion Wankdorf einlaufen kann. Nach einem hervorragenden Saisonstart im letzten Jahr fällt er nun schon seit Monaten für die Berner Young Boys durch eine Knieverletzung aus. Die Meisterfeier, die Pokalübergabe im Sommer: All das konnte er mit seinen Mannschaftskollegen feiern. «Das war eine riesige Freude, Emotionen pur», sagt er. «Aber natürlich hätte ich gerne mehr zu diesen Erfolgen beigetragen, statt auf der Bank zu sitzen.»
Optimistisch bleiben und neue Wege gehen
Über die Verletzung mag er nicht lange reden. Ein Knie-Ödem wurde im März dieses Jahres operiert. Seitdem arbeitet David von Ballmoos hart daran, seine alte Stärke wiederzuerlangen. Das bedeutet derzeit viele Stunden Physiotherapie, vorsichtiges Joggen, Training im Kraftraum oder auf dem Platz ohne Körperkontakt.
«Selbstvertrauen und Optimismus nicht zu verlieren, das ist nicht immer leicht.»
Erfreuliches Update
Mentale Stärke trainieren
Die Herausforderung ist für ihn keineswegs nur körperlicher Natur. «Sich jeden Tag neu zu motivieren, Selbstvertrauen und Optimismus nicht zu verlieren, das ist nicht immer leicht», sagt er. Da ein Grossteil des Trainings wegfällt, füllt er sein Tagespensum mit anderen Dingen und probiert Neues aus. So hat sich der 1,92 Meter grosse Athlet an Yoga herangewagt. Und das Schwimmen neu für sich entdeckt. «Morgens um sieben draussen ein paar Bahnen schwimmen – herrlich!»
Waldbaden: eine spannende Erfahrung
von Ballmoos hat sich auch überwunden, einen Tipp seines Physiotherapeuten auszuprobieren: ein Waldbad der ungewöhnlichen Art: «Ohne Hund, ohne Podcast, aber mit einer Uhr geht man in den Wald», erklärt der Sportler. «Dort führt man eine halbe Stunde lang laut Gespräche mit sich selbst und geht dann mindestens weitere 1,5 Stunden schweigend weiter.» Zunächst skeptisch, hat der Fussballprofi festgestellt, dass die Erfahrung des Waldbadens erstaunliche Auswirkungen auf ihn hat, ihm innere Ruhe und Klarheit verschafft.
Raus aus der Opferrolle – hin zu mehr Resilienz
Denn gerade vor der Operation gab es immer wieder Phasen, wo er sich fragte, warum das ausgerechnet ihm passieren müsse. Schliesslich haben ihn in den letzten Jahren mehrere komplizierte Schulterverletzungen ausgebremst. «Obwohl es mir schlecht ging, habe ich erst cool getan», erzählt David von Ballmoos. «Bis ich gemerkt habe: Gefühle wie Trauer und Wut – die muss ich auch mal zu- und rauslassen.» Bevor er aber in Selbstmitleid versunken sei, habe er es geschafft, den Schalter umzulegen. Aus der Opferrolle rauszukommen und die Herausforderungen anzupacken.
Teamkollegen vom BSC YB unterstützen
Dass dies gelungen ist, dazu hat seine im Juni frisch angetraute Frau Sarina sehr viel beigetragen. Und natürlich sind die Teamkollegen und YB als Verein für ihn eine grosse Stütze. «Als ich auf Hilfe angewiesen war, haben sich die Spieler organisiert, um mich abzuholen oder nach Hause zu bringen. Wir sind zu einer tollen Truppe zusammengewachsen. Mich hat auch sehr berührt, dass Kapitän Fabian Lustenberger darauf bestanden hat, dass ich den Meisterpokal mit ihm hochhebe. Oder die grosse Banderole der Fans in der Kurve: ‘Di zwingt nüt id Chnöi – gueti Besserig, Dävu!’ – all das gibt mir Rückhalt.»
Sich auf die Gegenwart konzentrieren
Für David von Ballmoos ist es wichtig, sich auf das Jetzt zu konzentrieren, ohne sich in Gedankenspielen oder Prognosen für seine Karriere zu verlieren. Sein Handy-Display ziert das Bild eines Löwen mit dem Glaubenssatz: «Fall down seven times, get up eight» (sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen). In normalen Zeiten ist dies für einen Torwart ohnehin Alltag – für David von Ballmoos gilt es jetzt mehr denn je.
Resilienz: immer wieder aufstehen
Dies gilt wortwörtlich nicht nur für den YB-Torhüter David von Ballmoos, sondern auch für die Vierfach-Mutter Simone Tschopp. So unterschiedlich ihre Herausforderungen auch sind: Um innerlich stark zu bleiben, verfolgen sie ähnliche Strategien.