Bei unserem Besuch im Blutspendezentrum Bern der Interregionalen Blutspende SRK spendet ein 22-Jähriger gerade Blut. Er drückt mit der Hand einen Ball und verfolgt den Blutfluss auf einem Monitor. 450 Milliliter Blut werden ihm in einen durchsichtigen Beutel abgezapft, der gleich mit einem Produktcode versehen wird.
Blutprobe bleibt 30 Jahre lang im Archiv
Zusätzlich werden mehrere Röhrchen entnommen, die im Labor auf die Blutgruppe und Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis oder Syphilis untersucht werden. Ein Röhrchen wird dann 30 Jahre lang in einem gekühlten Archiv aufbewahrt. So lässt sich auch nach Jahrzehnten nachvollziehen, wer wem Blut gespendet hat.
Verarbeitung mit viel Hightech und Handarbeit
Nach der Spende wird das Blut sofort aufbereitet. Hunderte von Blutbeuteln, oft die Spenden der mobilen Blutspendedienste vom Vorabend, liegen dafür systematisch geordnet an Stationen und auf Rollwagen bereit.

Drei lebensrettende Blutprodukte
Innerhalb von 24 Stunden werden aus jeder Spende drei Produkte gewonnen: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und Plasma.
Und so geht das: Mit dem Spendenbeutel sind drei kleinere Beutel über Schläuche verbunden. Durch dieses geschlossene System kommt das Blut nie mit Luft in Berührung. Der Spendenbeutel kommt für 13 Minuten in eine Zentrifuge, die das Blut in drei sichtbare Schichten trennt: unten rot, darüber eine dünne gräuliche Schicht Plättchen und oben das gelbliche Plasma.
Anschliessend legt eine Mitarbeiterin den Beutel vorsichtig in den sogenannten Separator, der durch Druck die jeweiligen Blutprodukte in die angeschlossenen Beutel presst. Für das Konzentrat aus roten Blutkörperchen wird das Blut zusätzlich durch einen Filter geleitet, der die weissen Blutkörperchen entfernt, da diese unerwünschte Antikörper enthalten könnten.
Warum wird das gespendete Blut in einzelne Produkte aufgeteilt?
Das Komponentensystem ermöglicht es, die Blutbestandteile gezielt und effizient zu nutzen. Denn nicht immer werden alle benötigt – und zudem müssen sie unter ganz unterschiedlichen Bedingungen gelagert werden.
- Rote Blutkörperchen werden bei grossen Blutverlusten benötigt, etwa nach Unfällen oder Operationen, aber auch in der Krebstherapie. Sie werden bei 4 °C gelagert und müssen innerhalb von 42 Tagen verwendet werden.
- Blutplättchen unterstützen die Blutstillung. Sie werden zum Beispiel Leukämiepatientinnen oder -patienten transfundiert, da bei ihnen die Zahl der Blutplättchen nach einer Chemotherapie häufig reduziert ist. Auch bei massiven Blutungen oder in der Notfallmedizin, wenn die Gerinnungsfähigkeit gestört ist, kommen sie zum Einsatz. Blutplättchen sind bei Raumtemperatur bis zu sieben Tage haltbar.
- Plasma kann zum Beispiel nach grossflächigen Verbrennungen transfundiert werden und hilft, den Blutdruck und Kreislauf zu stabilisieren, indem es das Blutvolumen im Körper erhöht. Es wird tiefgekühlt bei -30 °C gelagert und ist bis zu zwei Jahre haltbar. Darüber hinaus wird Plasma in der Industrie verarbeitet, um Medikamente herzustellen wie Albumin (wird eingesetzt bei Blutverlust), Immunglobuline (Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten) und Gerinnungsfaktoren (Therapie bei Bluterkrankheit).
700 Blutspenden pro Tag nötig
Unter streng kontrollierten Bedingungen werden die einzelnen Blutprodukte an Spitäler, Arztpraxen oder Arzneimittelhersteller geliefert. Eine genaue Planung ist dabei unerlässlich, nicht zuletzt wegen der beschränkten Haltbarkeit der Produkte. Täglich werden in der Schweiz rund 700 Blutspenden benötigt, um Leben zu retten und die medizinische Versorgung sicherzustellen. Vier von fünf Menschen brauchen einmal in ihrem Leben Blut oder daraus hergestellte Medikamente.
Noch spenden 2,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig Blut. Doch die demografische Entwicklung stellt das SRK vor Herausforderungen: Mit der Alterung der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Blutspenden – und langjährige Spenderinnen und Spender treten altershalber zurück.
Zahlen zum Thema Blut:
