Beim Wort Abenteuer denkt man schnell an Indiana Jones, River Rafting, eine Safari in den Steppen Afrikas oder an ein Überlebenstraining im Wald. Beim Mikroabenteuer geht es aber nicht um aufwendige und teure Erlebnisse, sondern um die kleinen Abenteuer im Alltag: spontan, unkompliziert, kostengünstig.
Outdoor-Erlebnisse ohne viel Vorbereitung
Der Brite Alastair Humphreys hat die Idee der Mikroabenteuer mit seinem Buch populär gemacht: Outdoor-Erlebnisse vor der eigenen Haustür, die wir kurzfristig in den Alltag einbauen können. Mikroabenteuer leben von der Spontanität, sind meist von kurzer Dauer, auch nach Feierabend möglich, gratis oder sehr günstig. Im Idealfall ist das Abenteuer nachhaltig gestaltet. Das heisst: Entdecken Sie Ihre Umgebung zu Fuss, mit dem Velo oder dem Zug.
Was ist der Sinn von Mikroabenteuern?
Die Frage lautet immer: Was machen wir heute (anders)? Mikroabenteuer bringen uns den Kitzel von Neuem, die Aufregung vor einem Kurzausflug, das Ausbrechen aus der Routine. Denn oft bewegen wir uns vom Klingeln des Weckers bis zum Schlafengehen im Hamsterrad: Job, Familie, Haushalt und Beziehungen fordern uns beständig. Der grösste Feind des Abenteuers ist unser Alltag. Doch genau in den lassen sich Mikroabenteuer perfekt einbetten.
Was braucht man für ein Mikroabenteuer?
Anders als bei Ferien oder klassischen Ausflügen sind grosse Vorbereitungen nicht nötig. Sie brauchen weder Ausrüstung noch viel Geld. Stattdessen können Sie einfach losziehen. Zum Beispiel gleich nach Feierabend. Packen Sie Snacks ein, laufen Sie auf einen nahen Hügel und geniessen Sie Ihr Picknick in den letzten Sonnenstrahlen. Oder fahren Sie mit dem Velo in den Wald und lauschen dem Wildtierkonzert in der Dämmerung. Mikroabenteuer sind leicht umsetzbar. Deshalb ist auch die Hemmschwelle klein, es dann auch wirklich zu tun.
Was bewirken Mikroabenteuer?
Die kleinen Verschnaufpausen im Alltag haben eine grosse Wirkung auf unser Wohlbefinden. Sie ermöglichen uns, Neues zu entdecken und unsere Komfortzone zu verlassen. Es geht darum, die Achtsamkeit zu fördern, die kleinen Dinge zu sehen, in den Moment einzutauchen, den Kopf zu lüften und auf neue Gedanken zu kommen.
Es geht darum, die Achtsamkeit zu fördern, die kleinen Dinge zu sehen, in den Moment einzutauchen, den Kopf zu lüften und auf neue Gedanken zu kommen.
Mikroabenteuer haben zudem die Kraft, die Zeit anzuhalten. Nun ja, zumindest gefühlt. Denn wenn wir etwas zum ersten Mal machen, nehmen wir das viel bewusster und intensiver wahr. Deshalb vergeht die Zeit langsamer. Die Pause in der Natur ermöglicht uns, Kraft zu tanken, neue Energie und Motivation zu finden, um dann gestärkt in den Alltag zurückzukehren.
Am besten lassen Sie Ihr Smartphone gleich zuhause – so werden Sie nicht abgelenkt. Wagen Sie den Schritt ins Unbekannte: Schon hinter der Türschwelle wartet ein potenzielles Mikroabenteuer auf Sie.
Acht Ideen für Mikroabenteuer
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Ohne Ziel einfach loslaufen
Laufen Sie los und schauen Sie, wo es Sie hintreibt. So entdecken Sie unbekannte Wege, kinderfreundliche Quartiere oder naturbelassene Plätze, die Sie vorher noch nie gesehen haben. Sobald die Sonne untergeht, steigen Sie in den nächsten Bus und fahren nach Hause.
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Nachtzauber: Draussen schlafen
Dem Grillenkonzert zuhören, die letzten Sonnenstrahlen geniessen und den Sternenhimmel bewundern. Übernachten Sie zur Abwechslung mal draussen an der frischen Luft. Zum Beispiel mit einem Schlafsack unter freiem Himmel, im Zelt im eigenen Garten oder in einer Hängematte auf dem Balkon.
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Ab aufs Wasser
Erkunden Sie den See in Ihrer Nähe vom Wasser aus. Zum Beispiel mit einem Kajak, einem Kanu oder einem Stand up Paddle. So entdecken Sie versteckte Buchten oder haben einen ganz neuen Blick auf Gärten und Häuser.
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Dem Würfel nachreisen
Lösen Sie eine Tageskarte und überlassen Sie die Strecke dem Zufall. Würfeln Sie dafür um die Zugverbindung. Die Zahl bestimmt das Gleis und die Haltestelle, an der Sie wieder aussteigen.
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Den Sonnenaufgang geniessen
Früh aufstehen lohnt sich. Stellen Sie den Wecker und laufen Sie auf den höchsten Hügel in Ihrer Nähe. Oben angekommen beobachten Sie, wie die Sonne die Umgebung langsam erhellt und erwärmt.
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Den Arbeitsweg neu erleben
Legen Sie Ihren Arbeitsweg statt mit dem Auto oder dem Zug mal mit dem Velo oder sogar zu Fuss zurück. Kennen Sie alle Orte und Gemeinden, die Sie dafür durchqueren? Entdecken Sie Ihre (gewohnte) Umgebung neu.
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Frischluft-Kochen
Einen Eintopf mit Waldduft-Note oder ein Sommersalat mit einer frischen Seebrise? Verlegen Sie die Küche nach draussen. Gemüse schnippeln oder Wasser kochen geht auch an der frischen Luft. Schnappen Sie sich einen Gaskocher oder machen Sie an einer Grillstelle ein Feuer.
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Feuriges Musizieren
Packen Sie nach Feierabend ein Instrument ein und laufen Sie gemeinsam mit Familie oder Freunden zu einer Feuerstelle. Geniessen Sie die Wärme und lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf. Spielen, singen, mit einem Ast den Takt klopfen – es ist alles erlaubt.
Selbstversuch – Mikroabenteuer auf dem Balkon
Ich denke gerne an mein erstes Mikroabenteuer zurück: Es war Ende Juli, ein perfekter Sommertag neigte sich dem Ende zu. Mein Partner und ich genossen den Abend auf unserem Balkon. Die Luft war noch warm und es roch nach gegrillten Leckereien. Nach den letzten Sonnenstrahlen verwandelte sich der Himmel in einen glitzernden Sternenteppich. Wir kamen uns plötzlich ganz klein vor auf dieser Welt. Ein schönes Gefühl, weil die Alltagssorgen in den Hintergrund rückten und wir einfach den Moment genossen. Wir philosophierten über das Leben und tauchten ein in tiefe Gespräche, für die im Alltag oft zu wenig Zeit bleibt.
Wir wünschten uns, dass der Abend nie enden würde. Und so kamen wir auf die Idee, die Nacht auf dem Balkon zu verbringen. Weil: wieso eigentlich nicht? Gedacht, getan. Wir holten unsere Luftmatratze aus dem Keller, schlüpften unter die Decke und atmeten die etwas kältere, aber immer noch angenehme Sommerluft ein. In diesem Moment dachte ich, dass ich eigentlich jede Nacht an der frischen Luft einschlafen möchte. Der Sternenhimmel und die sanften Grillengeräusche hatten etwas Beruhigendes. Und so schliefen wir ein.
Am nächsten Morgen weckten uns die ersten Sonnenstrahlen und fröhliches Vogelgezwitscher. Wir blieben noch eine Weile in der ruhigen Morgenstimmung liegen. Dann standen wir auf und starteten erholt und bereichert in den neuen Tag. Nach diesem Mikroabenteuer stand für uns fest: Das werden wir sehr bald wiederholen! Es braucht nämlich gar nicht viel, um für einen Moment in eine andere Welt einzutauchen.