Rausgehen! Das ist Cindy Zieglers Devise. Die 27-jährige Journalistin bricht immer wieder mit Ehemann Gian-Luca und der kleinen Griffon-Hündin Lilly zu Mikroabenteuern auf. Was muss man sich darunter vorstellen? «Keinen Mega-Event, den es lang vorzubereiten gilt», erklärt sie, «sondern Erlebnisse, die weder viel Zeit noch Geld kosten. Die einen aus der Routine bringen – und wie ein Kurzurlaub vom Alltag wirken.»

Cindy Ziegler

Journalistin Cindy Ziegler ist stellvertretende Leiterin der Bündner Woche. Sie liebt es, immer wieder einmal mit ihrem Mann Gian-Luca und Hündin Lilly zu Mikroabenteuern aufzubrechen. Ehrenamtlich engagiert sie sich für den Verein Therapiehunde Schweiz.

Mikroabenteuer bewusst erleben


Zum ersten Mikroabenteuer motivierte eine neue Lebenssituation: Das junge Paar war frisch nach Sargans gezogen. Cindy Ziegler hatte gerade wenige Wochen lang ihren neuen Job bei der Bündner Woche angetreten, dann kam die Pandemie – und damit Homeoffice an einem Ort, wo sie niemanden kannte. Gian-Luca studierte an der ETH – neu auch komplett von zu Hause aus. «Noch dazu hatten wir nur einen kleinen Balkon…» 


«Es geht nicht um schöne Aussichtspunkte, sondern darum, unbekanntes Terrain zu begehen.»

Lieblingsmomente und Erinnerungen schaffen


So wurden die zwei kreativ – und brachen auf, um zwei Tage lang die Gemeindegrenzen von Sargans abzulaufen. Dabei ging es nicht um schöne Aussichtspunkte, sondern darum, unbekanntes Terrain zu begehen. Karten wurden ausgedruckt und passende Wege gesucht, «ohne dass wir uns abseilen oder durch den Rhein schwimmen mussten», sagt Cindy Ziegler lachend. «Wir bekamen einen ganz neuen Blick auf unsere Wohngemeinde, das war spannend.» 


Ein anderes Mal bereiteten die beiden auf einer Staumauer ein Fondue zu, mutterseelenallein unter dem Sternenhimmel am See. Übernachtet wurde im VW-Bus. Und am nächsten Tag ging es wieder zur Arbeit ins Homeoffice – mit dem Gefühl, Ferien gemacht zu haben. 


Ideen für Mikroabenteuer


Weitere Beispiele für erlebte Mikroabenteuer? Ein Auto-Kino-Abend in der Natur, bei dem sie den Film auf ihren weissen VW-Bus beamten. Auch eine andere Erfahrung als Fernsehen zu Hause. Sie unternahmen Wanderungen im Mondschein, machten eine «Safari» in der Dämmerung, wo sie Füchse und Rehe beobachteten. 


Oder sie legten sich einfach mal zum Schlafen draussen im Garten in die Wiese. «Wer nicht ganz so abenteuerlustig ist, kann es ja erst einmal auf dem Balkon versuchen», schlägt Cindy Ziegler vor. «Dann sieht man trotzdem die Sterne und wacht mit dem Gesang der Vögel auf.» Auch so komme man bereits aus seiner Komfortzone und nehme eine eigentlich bekannte Umgebung neu und intensiver wahr.


«Essen schmeckt draussen viel besser, wenn man mit allen Sinnen dabei ist.»

Alltagsfluchten steigern die Achtsamkeit


Gerade in der schwierigen ersten Phase der Pandemie sei es wichtig gewesen, ab und zu aus dem Alltag auszubrechen: nahe am eigenen Daheim unterwegs zu sein und doch das Gefühl von ganz weit weg zu haben. Aber auch jetzt gehören die Mikroabenteuer für sie dazu. 


Lange Vorlaufzeit brauchen Cindy Ziegler und Gian-Luca für diese bewusst erlebten Momente nicht. «Manchmal sagt mein Mann abends spontan, komm, wir gehen in den Wald und kochen das Risotto über dem Lagerfeuer statt zu Hause.» Diese kleinen Alltagsfluchten haben viel mit Achtsamkeit zu tun, sagt die Journalistin. So könne man etwas Alltägliches wie das Kochen und Essen zelebrieren und geniessen. «Es schmeckt draussen auch viel besser, wenn man mit allen Sinnen dabei ist, dem Rauschen der Blätter lauscht – und vielleicht vorher noch barfuss über den Waldboden gelaufen ist.»