Wasser ist unser Lebenselixier: Es bedeckt 70 Prozent unseres Planeten und unser Körper besteht zu 78 Prozent daraus. Schon der Anblick eines blauen Sees  oder das Rauschen eines Gebirgsbachs löst bei uns positive Gefühle aus, spendet Energie  – oder entspannt. Kein Wunder also, dass wir hierzulande so gerne baden, durch den Bergbach waten oder uns in der Badi  vergnügen. Wieso uns der Aufenthalt am oder im Wasser  entspannt, erklären Dr. Matthias Fenzl und Dr. Christian Schlegel vom Medizinischen Zentrum Bad Ragaz

Dr. Matthias Fenzl, Sportwissenschaftler, Spezialist für Aqua-Therapie und -Training und Dr. Christian Schlegel, Facharzt für physikalische Medizin und Reha, beide tätig am Medizinischen Zentrum Bad Ragaz.  

Warum entspannt uns der Aufenthalt am See, am Bach oder am Meer?   

Schon die Naturklänge wie Meeresrauschen, das Plätschern einer Quelle, aber auch Regengeräusche beeinflussen unsere Stimmung und wirken beruhigend. Das lässt sich wohl am besten evolutionär begründen: Eine gleichmässige, sich wiederholende Abfolge von Klängen ohne Ausschläge haben schon unsere Vorfahren als Abwesenheit von Gefahr empfunden und sich sicher gefühlt; diese jahrtausendalte Erfahrung hat noch heute etwas Entspannendes.

Wie wirkt sich das Baden auf unser Wohlbefinden aus? 

Zum einen positiv auf die psychische Gesundheit – was sich auch hirnphysiologisch gut erklären lässt: Der Kontakt mit Wasser über die Haut vermittelt angenehme Sinnesempfindungen. Als Reaktion auf diese taktilen Reize wird der Botenstoff Oxytozin in die Blutbahn ausgeschüttet. Oxytozin wirkt sich unmittelbar auf die Stressachse aus; die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol wird gebremst. Nach einem einstündigen Bad ist der Cortisolspiegel im Blut um etwa ein Drittel niedriger. 

Durch den Wasserdruck produziert der Körper auch vermehrt das Herzhormon ANP, das in den Blutkreislauf gelangt und den Blutdruck reguliert. 

Was trägt dabei noch zur Entspannung bei?

Die Schwerelosigkeit im Wasser trägt massgeblich zur Entspannung bei, indem das Wasser sanft den Körper massiert und die Muskeln lockert. Weniger Muskelverspannungen bedeutet weniger Schmerzen – weniger Schmerzen Stressabbau und Entspannung. Durch den Wasserdruck produziert der Körper auch vermehrt das Herzhormon ANP, das in den Blutkreislauf gelangt und den Blutdruck reguliert. 

Wie verändert sich die Atmung beim Baden?

Der hydrostatische Druck des Wassers wirkt auf Brust und Bauch. Dadurch atmen wir automatisch tiefer ein und aus. Das Zwerchfell wird stärker aktiviert, was zu einer verbesserten Sauerstoffaufnahme führt. Die Atmung wiederum ist mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Stress wird reduziert. Als Zeichen der inneren Ruhe schlägt das Herz langsamer. 

Welche anderen körperlichen Reaktionen gibt es?

Beim Eintauchen ins Wasser verändern sich die Durchblutung und der Druck im Körper: Das Blut aus den Beinvenen verteilt sich in Richtung des Herzens, das dadurch mit einer höheren Kraft und Blutmenge pumpt. Vereinfacht gesagt springen dann zur Entlastung von Herz und Kreislauf Ausgleichssysteme an: Die Gefässe weiten sich teilweise – und die Organe werden besser durchblutet. Eine weitere Anpassung im Körper ist das, was wir im Medizinjargon Badediurese nennen: Die Nieren und die Harnproduktion werden angeregt. So wird im Körper überschüssiges Wasser ausgeschieden. Diese Entwässerung ist ein wichtiger Aspekt der Naturheilmedizin und wurde bereits im Mittelalter intuitiv genutzt.

 

Bewegung in Synergie mit der Physik des Wassers fördert die Gesundheit.

Was halten Sie vom Trend Floating?

Es liegt wohl im Trend, sich etwas Gutes zu tun – es zu geniessen, schwerelos in einem Tank zu schweben. Aus medizinischer Sicht sehen wir aber vor allem, wie gesundheitsfördernd Bewegung in Synergie mit der Physik des Wassers ist: Sie kann die Flexibilität und Beweglichkeit verbessern, das Gleichgewicht und die Koordination schulen. Das Bewegen im Wasser bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere für die Ausdauer. Selbst bei Verletzungen oder Schmerzen kann man im Wasser trainieren, ohne Gelenke oder Wirbelsäule zu belasten. Und beim Ausdauertraining im Wasser wird das sogenannte Herzminutenvolumen erhöht. Zur Erklärung: Der Wasserdruck unterstützt die Zentralisation des Blutkreislaufs. Das Herz wird angeregt, effizienter zu arbeiten und eine grössere Menge Blut pro Minute zu pumpen. Der Körper wird besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was langfristig zu einer besseren Herzgesundheit und Ausdauer beiträgt.

Wie wirkt kaltes Wasser auf uns?

Bei kalten oder kühlen Bädern ziehen sich die Hautgefässe zusammen, um uns vor dem Auskühlen zu schützen. Dies wird vom aktivierenden Nervensystem, dem Sympathikus, gesteuert. Wenn wir uns wieder erwärmen, weiten sich die Gefässe und die Durchblutung verbessert sich. 

Kälteanwendungen können entzündungshemmend wirken und das Immunsystem positiv beeinflussen: Im kalten Wasser – etwa zwischen 8 und 15 Grad – werden die Kälterezeptoren der Haut stimuliert. Dies führt zu einer Reaktion des vegetativen Nervensystems und einer Abkühlung der Gewebetemperatur – was entzündungshemmend wirkt. Um eine spürbare Wirkung zu erzielen, sollte man mindestens fünf Minuten im Wasser bleiben.

Überhitzt in einen kalten Badesee zu springen – davor wird eindringlich gewarnt.

Stichwort Eisbaden: Ist es empfehlenswert, bei einer Wanderung in einen Bergsee zu springen?

Immer wieder bewahrheitet sich, dass alles Übertriebene gesundheitsgefährdend sein kann. Beim Winterschwimmen geschehen die meisten Ertrinkungsunfälle in einer Entfernung von weniger als zehn Metern vom Ufer. Überhitzt in einen kalten Badesee zu springen – davor wird eindringlich gewarnt. Selbst bestens Trainierte können einen Herzstillstand erleiden. 

Wie wirkt warmes Wasser auf uns?

Warmes Wasser kann die Muskeln entspannen, Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Es wird oft zur Rehabilitation nach Verletzungen oder zur Behandlung von chronischen Schmerzen oder Weichteilrheumatismus eingesetzt. Auf Temperaturen von 36 bis 41°C reagiert der Körper, indem er die Blutgefässe erweitert und die Herzfrequenz erhöht, um Wärme nach aussen abzuleiten. Dies fördert die Durchblutung des Gewebes und erhöht den Stoffwechsel. 

Sinnesübungen im und am Wasser

  1. Delphin auf Zeit

    Tauchen Sie kurz unter Wasser, stossen Sie sich vom Ufer oder Beckenrand ab und machen Sie ein paar delphinartige Schwimmbewegungen unter Wasser. Spüren Sie dabei, wie das Wasser am ganzen Körper entlang strömt.

  2. Schwerelos

    Breiten Sie einfach Ihre Arme und Beine in der Rückenlage aus, lassen Sie den Kopf bis über die Ohren ins Wasser sinken und schweben Sie an der Wasseroberfläche. Es ist faszinierend zu erleben, wie gut das funktioniert und wie entspannend es ist, dabei dem Wasser zu lauschen.

  3. Achtsamer Wassersinn

    Nutzen Sie die Zeit am Wasser, um Ihre Sinne zu schärfen und achtsam zu sein. Schauen Sie auf das Wasser in die Weite, hören Sie den Wellen oder dem Rauschen des Gebirgsbachs zu und saugen Sie die frische Luft ein. Diese einfache Übung kann Ihnen helfen, im Moment zu sein und die Schönheit der Natur zu geniessen.

  4. Schwefelbäder geniessen

    Besuchen Sie ein Schwefelbad in der Schweiz, zum Beispiel in Bad Ragaz oder Bad Schinznach. Durch welche Gesteine ist das warme Wasser auf dem Weg zu Ihnen wohl gedrungen? Auch wenn es vielleicht ein bisschen müffelt: Ein Schwefelbad wirkt schmerzlindernd, entspannt die Muskeln, ist Balsam für die Haut – und für die Seele. 

Spass im Wasser: von Aquafit bis Wasseryoga

Auf der Suche nach einer neuen Art, im Wasser zu entspannen und gleichzeitig etwas für die Gesundheit zu tun? Von Aqua-Zumba bis Kneippkur finden Sie hier eine Vielzahl erfrischender Möglichkeiten.

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