Als Jorim Goebel aus Mühlethurnen vor zwei Jahren vor der Berufswahl stand, tummelten sich unzählige Gedanken in seinem Kopf. Welchen Beruf möchte er erlernen? Eine wichtige Entscheidung, welche die Weichen für seine Zukunft stellt. Für ihn war schnell klar, dass er etwas Kreatives machen möchte. «Ich wünschte mir eine Ausbildung, in der ich meine Ideen und mein Können einbringen kann.» Zur Auswahl standen verschiedene Berufe: Polymechaniker, Geigenbauer, Uhrenmacher oder Goldschmied. Nachdem er während eines Schnuppertages einer Goldschmiedin hatte zuschauen dürfen, war es um ihn geschehen. «Sie hat vor meinen Augen innert kürzester Zeit einen Anhänger aus Gold angefertigt – das hat mich fasziniert. Die verschiedenen Materialien und dieses alte, traditionsreiche Handwerk beeindrucken mich enorm.», erzählt der junge Mann mit strahlenden Augen. Jorim hatte Glück und fand trotz sehr wenigen offenen Lehrstellen einen Ausbildungsplatz bei der renommierten Frieden AG in Thun.
Mehr als ein Schmuckstück
In seinem Alltag als Goldschmied macht sich der 17-Jährige viele Gedanken. Vor allem dann, wenn er ein Schmuckstück von A bis Z anfertigt. Zuerst überlege er sich, für wen das Schmuckstück sei oder wann es getragen werde. «Bei einem Alltagsring würde ich zum Beispiel nur kleine Steine integrieren, damit er weniger schnell kaputtgeht. Kreiere ich hingegen einen Ring für besondere Anlässe, darf er grösser, höher und strahlender sein.» Zudem müssen die Farben und Materialien harmonieren und das Budget des Kunden darf nicht überschritten werden. Danach entsteht eine Zeichnung oder ein Wachsmodell, bevor das Schmuckstück dann geschmiedet wird. Wenn man genauer hinschaut, erzählen viele Schmuckstücke eine ganz persönliche Geschichte. Als Goldschmied erlebt Jorim diese hautnah mit: «Ich kann mich noch gut an eine Frau erinnern, die ein Scharnier in ihren Anhänger integrieren wollte, damit sie die Asche ihres verstorbenen Mannes dort einfüllen konnte. Das ist zwar traurig, aber irgendwie auch ein schönes Andenken, welches sie immer auf sich tragen kann.»
Nicht selten hilft der Zweitlehrjahr-Stift auch bei grösseren Aufträgen mit. Da kommt es schon mal vor, dass er Edelsteine aus der ganzen Welt zu Gesicht bekommt; einen Saphir aus Sri Lanka oder einen Smaragd aus Brasilien. «Wenn ich einen Stein im Wert von 100’000 Franken in den Händen halte, habe ich schon ein mulmiges Gefühl im Bauch», lacht der Jugendliche. Deshalb brauche es in seinem Job eine grosse Sorgfalt. Jorims nächstes grosses Ziel ist ein erfolgreicher Abschluss seiner vierjährigen Lehre. Danach möchte er Kunst studieren, die Schnitzlerschule in Brienz besuchen oder eine Zweitlehre als Edelsteinfasser anhängen. «Oder ich werde irgendwann selbstständig und eröffne mein eigenes Atelier – das wäre auch ein Traum», lächelt der Lehrling.
«Mir gefällt der Gedanke, etwas Einmaliges und Langfristiges herzustellen.»
Unerwarteter Lebensweg
«Es ist nicht einfach, zum alten Eisen zu gehören». Manuela Walter war lange eine erfolgreiche Managerin im Bereich Marketing und Kommunikation. Sie hat gut verdient, ist viel gereist und leitete ein Team. Ihr Job war ihre grosse Leidenschaft und ein wichtiger Lebensinhalt. Doch vor vier Jahren zog es die Schweizerin mit deutschen Wurzeln den Boden unter den Füssen weg. Ihr wurde nach 15 Jahren im Betrieb gekündigt. Für die damals 45-Jährige ein grosser Schock und der Anfang ihrer Midlife-Crisis.
Zwischen Hoffnung und Neid
Zu Beginn war Manuela Walter noch zuversichtlich, bald eine neue Stelle zu finden. Doch nach mehreren hundert Bewerbungen mehrten sich die Zweifel: «Ich fühlte mich wertlos, schämte mich, war wütend und neidisch auf alle junge Menschen». Diese seien im Rennen um einen Job häufig bevorzugt worden, da diese mit dem Internet und Social Media aufgewachsen sind. «Mit 30 stand mir die Welt offen und ich konnte auswählen, in welchen Betrieb ich gehen wollte. Mit 45 hatte plötzlich niemand mehr Interesse – das ist hart». Nebst dem Jobverlust haderte Manuela Walter auch sonst mit dem Älterwerden. «Meine Sehstärke hat sich immer weiter verschlechtert und dann tauchten immer mehr Wehwehchen auf, die halt zum Alterungsprozess dazu gehören. Ich konnte mich selbst nicht mehr leiden». All diese negativen Gedanken und Gefühle haben die heute 49-Jährige in eine tiefe Krise gestürzt. «Ich habe tagelang nur Serien geschaut, musste ständig weinen, habe zugenommen und Schlafstörungen bekommen.» Ausserdem habe sie bemerkt, dass ihr Umfeld nicht mehr so gerne mit ihr zusammen war. «Deshalb habe ich mich dann in mein Schneckenhaus verkrochen».
«Ich fühlte mich wertlos, schämte mich, war wütend und neidisch auf alle junge Menschen».
Grosse Stütze
Unterstützung bekam Manuela Walter in dieser schweren Zeit von ihrer Mutter und ihrem Mann. Er war es auch, der sie dazu bewegt hat, Hilfe von einem Psychologen anzunehmen. Die Therapie-Sitzungen besuchen die beiden heute noch zusammen. « Das tut uns als Ehepaar gut. Wir können in einem neutralen Umfeld über unsere Sorgen sprechen», erzählt sie. Nach jeder Sitzung fühle sie sich erleichtert, weil sie das Ausgesprochene hinter sich lassen könne.
Anders als gedacht
Mit einem Job in der Kommunikationsbranche hat es bis heute nicht geklappt. Seit einem Jahr arbeitet die 49-Jährige nun aber als Disponentin bei einem Möbelunternehmen. «Ich vermisse meinen Beruf täglich aufs Neue und habe meine Situation noch nicht ganz akzeptiert. Aber ich habe einen tollen Chef, ein wundervolles Team und versuche jeden Tag zu nehmen, wie er kommt». Anderen Menschen in einer ähnlichen Situation rät sie, dranzubleiben und nicht aufzugeben. «Ich habe mich lange selbst bemitleidet. Aber das bringt nichts. Kämpft, denn es geht immer irgendwie weiter.»
Der Weg zum Familienglück
Eine Familie zu gründen, ist ein grosser Schritt und ein wunderschönes Abenteuer. Genau zu diesem haben sich die 31-jährige Jasmin Wassmer und ihr 23-jähriger Partner Francesco Urso entschieden. Schon zu Beginn ihrer mittlerweile dreijährigen Beziehung, ist das Thema Familie präsent gewesen, denn Jasmin träumt schon lange von eigenen Kindern. Anfang 2020 schwirrten die Gedanken an ein Kind immer intensiver in den Köpfen der beiden herum. Deshalb hat das junge Paar entschieden, die Verhütung abzusetzen.
Der Rückschlag
Kurze Zeit später konnten die beiden ihr Glück kaum fassen – Jasmin wurde sofort schwanger. Doch die Freude hielt nicht lange an, denn in der 7. Schwangerschaftswoche bekam die 31-Jährige plötzlich Blutungen. Ihr schoss sofort der Gedanke an eine Fehlgeburt durch den Kopf: «Ich hatte in dieser Schwangerschaft sehr viele Ängste. Bei jedem Zwicken und Ziehen habe ich mir Sorgen gemacht. Dann sind wir noch umgezogen. Dem Baby war es wahrscheinlich einfach zu stressig.» Leider bestätigte sich das Gefühl von Jasmin – sie verlor das Kind. Die Enttäuschung und die Trauer waren gross. Um Abschied von ihrem Sternenkind zu nehmen, hat das Paar das Baby symbolisch beerdigt. «Wir stellen uns vor, dass wir jetzt immer ein Engelchen im Himmel haben, welches auf uns aufpasst», erzählt Francesco Urso mit einem traurigen Lächeln.
Zweites Glück
Kurze Zeit später hielt Jasmin erneut einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen. Dieses Mal verläuft die Schwangerschaft problemlos und die Erleichterung nach der 12. Schwangerschaftswoche war gross. Ob sich das Paar jetzt nicht noch mehr Gedanken und Sorgen macht? Komischerweise sei genau das Gegenteil der Fall, schmunzelt der 23-Jährige. Jasmin pflichtet bei: «Ich bin jetzt richtig cool im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft. Mir ist bewusst geworden, dass mir Dinge am meisten Angst machen, die ich noch nie erlebt habe. Durch die traurige Erfahrung mit der Fehlgeburt habe ich gelernt, noch besser auf meinen Körper zu hören und ihm zu vertrauen. Er merkt, wenn etwas nicht stimmt.» Diese Erkenntnis gibt Jasmin Zuversicht hinsichtlich des weiteren Verlaufs der Schwangerschaft.
Papa-Tag und Zukunftsbild
Bis das Baby das Licht der Welt erblickt, dauert es noch einen Moment – Anfang Juli 2021 ist der errechnete Entbindungstermin. Ein perfekter Zeitpunkt, denn Francesco Urso schliesst im Juni seine Zweitausbildung als Landschaftsgärtner ab. «Wir sind froh, dass ich dann nicht mehr in der Ausbildung stecke. Klar, ich werde noch nicht das grosse Geld verdienen, aber wir sind Menschen, die mit wenig zufrieden sind.» Natürlich haben sich die beiden auch vielen Gedanken zur Rollenverteilung gemacht. «Einerseits ist es mir wichtig, nach der Lehre Berufserfahrung zu sammeln, anderseits war für uns beide klar, dass unser Kind auch einen Papa-Tag erleben soll.» Deshalb hat sich das Paar dafür entschieden, dass Francesco 100% weiterarbeiten wird, während Jasmin ihr Pensum auf 40 bis 50% reduziert. Sie ist gelernte Coiffeuse und Visagistin, wodurch sie auch am Samstag – am Papa-Tag von Francesco – arbeiten kann. Wenn das Paar in die Zukunft blickt, sehen sie ein ganz klares Bild vor ihrem inneren Auge: «Wir zusammen mit drei Kindern an einem grossen Esstisch», erzählt Jasmin Wassmer mit strahlenden Augen. «Wir möchten eine Familie gründen, in der wir füreinander da sind, in der wir Nähe spüren und über alle Sorgen, Ängste und Gedanken reden können.»
«Die Fehlgeburt hat uns zusammen-geschweisst und stärker gemacht»,sagt Francesco Urso.
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